.
Märkische Allgemeine, Zossener Rundschau, 27.10.2008 Seite 18
Herausgerudert
FUSSBALL
Der BSC Blankenfelde/Mahlow besiegt Ortrand mit 9:1 und rehabilitiert sich für das 0:1 in Briesen
Der BSC siegt historisch hoch und sorgt für das Kuriosum, als Tabellensiebter über das beste Torverhältnis der Liga zu verfügen. Vor der denkwürdigen Partie hatte Uwe Bialon ein Zeichen gesetzt und zwei Spieler aus dem Kader gestrichen.
Von Lars Sittig
BLANKENFELDE / MAHLOW
Steffen Rietschel schwieg. Der einzige Kommentar des Ortrander Trainers zum Desaster seiner Eintracht, als er noch minutenlang zerknirscht auf der Bank am Rand des Sportplatzes in Blankenfelde/Mahlow hockte, war ein vielsagendes „Vergessen Sie es“ und eine abwehrende Handbewegung. Eine Strafraumlänge entfernt lösten die neunzigminütigen Ortrander Turbulenzen den genau umgekehrten Effekt aus. „Wir sind heute rausgerudert, nachdem die letzten Wochen schwierig waren“, sagte Toni Reinholz. Weit? „Sehr weit“, grinste Reinholz breit und klatschte ein paar Kollegen ab. Was war anders beim BSC, als beim 0:1 eine Woche zuvor beim Abstiegskandidaten Briesen? „Die Mannschaft ist näher zusammengerückt unter der Woche“, sagte der Mittelfeldmann, „und wir haben eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt.“
Kurz vor der Analyse hatte der BSC Preußen mit 9:1 (3:0) gegen Ortrand gewonnen, was für das Kuriosum sorgt, dass der BSC als Tabellensiebenter mit Tabellenführer Neuzelle über das beste Torverhältnis der Landesliga Süd verfügt (plus 13) und die meisten Treffer erzielt hat (26). Bereits nach einer Viertelstunde havarierte Ortrands Defensive schwer, als der BSC nach Toren von Dennis Duvnjak (4./15.) und Kapitän Nicky Röll mit 3:0 führte.
Die BSC-Angriffe rollten präzise, mit Tempo und in einigen Situationen mit viel Spielfreude auf die Ortrander Abwehrzone. Unmittelbar kassierte das Team aus Südbrandenburg eine Gelb-Rote Karte – Unterzahl.
In der zweiten Hälfte schlingerte die Eintracht-Abwehr wegen des Blankenfelder Dauerdruckes gewaltig (4:0 Jakov Kolak, Kopfball, 52.), bevor der löchrige Defensiv-Verbund in der Schlussphase endgültig in schwere Seenot geriet, SOS funkte und schließlich unterging: In der 74. Minute fiel das 1:4, dann aber traf Thomas Welskopf nach starker Vorarbeit von Robert Zeljko zum 5:1 (75.) und mit einem feinen Treffer (gefühlvolle Annahme, Drehung – Schuss) zum 6:1. Jimmy Nix per Elfmeter (80.) und Welskopf mit seinem zweiten Doppelpack (85./88.) vollendeten den Auftritt gegen den allerdings erschreckend schwachen Absteiger aus der Brandenburgliga. Welskopf, der in der Torschützenliste der Liga nun mit zehn Treffern ganz vorne liegt, hatte den Ball beim Elfmeter trotz der Aussicht auf einen vermutlich historischen „Fünf-Minuten-Super-Hattrick“ an Nix übergeben.
Auch Uwe Bialon stellte seinem Ensemble ein durchweg positives Zeugnis aus: „Ich war heute zu hundert Prozent zufrieden“, sagte der BSC-Coach, der vor der Partie Dalibor Sebastijanovic und Steven Röschke aus dem Kader gestrichen hatte. „Ich wollte ein gewisses Zeichen setzen“, begründete Bialon die disziplinarische Maßnahme, „dass es nicht so weitergeht.“ Die beiden hätten nun 14 Tage Zeit, sich mit einem Fitnesszustand zu präsentieren, „den ich erwarte.“
BSC-Kapitän Röll sah wie auch Mittelfeldmann Reinholz, „eine geschlossene Mannschaftsleistung“ als Hauptgrund für den Sieg und die Rehabilitation für das 0:1 bei Blau-Weiß Briesen in der vergangenen Woche – den Club, der bis zum Spiel gegen den BSC mit 24 Gegentoren die meisten Gegentreffer in der Liga kassiert hatte. In dieser Negativstatistik steht nun eine andere Mannschaft an der Spitze: Ortrand mit 27 Gegentoren. Vielleicht war Trainer Rietschel diese Bilanz durch den Kopf gegangen, als er nichts sagen wollte.
BSC Preußen:
Ferenczak, Duvnjak (67. Stahlkopf), Kolak, Tiedt, Reinholz, Nix, Zeljko, Welskopf, Röll, Wittmiss, Finke, Iraki (26. Maaßen)
STIMMEN ZUM SPIEL
Uwe Bialon, Trainer des BSC Blankenfelde/Mahlow: „Wir haben heute genau den Fußball gespielt, den ich erwartet habe. Wir haben die taktische Devise mit wellenförmigem Pressing umgesetzt. Das war eine Genugtuung für das Spiel vor einer Woche.“
Nicky Röll, Kapitän BSC: „Wir haben über den Kampf ins Spiel gefunden und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Auch gegen einen Gegner, der einen schlechten Tag hatte, muss man die Tore erst einmal herausspielen und schießen.“